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Anti-Diskriminierung, International, Kooperationen, Netzwerk

Teilnahme am 2. Solidaritätsfilmfestival in Keratsini, Griechenland

Posted on 9. November 2023 - By FSJ  - 0 Comments

Vom 3. – 5. November 2023 waren wir als Team der Bildungsinitiative Ferhat Unvar zum zweiten Mal in diesem Jahr in Griechenland, um am 2. Solidaritätsfilmfestival in Keratsini teilzunehmen, der dem vor 10 Jahren ermordeten Antifaschisten und Rapper Pavlos „Killah P.“ Fyssas gewidmet war.

Im Rahmen des Festivals gab es einen Austausch von Angehörigen von Menschen, die bei faschistischen und rassistischen Angriffen oder durch Polizeigewalt getötet wurden.

Am Samstag, den 4. November haben wir uns mit ihnen an der Gedenktafel für Pavlos Fyssas getroffen, uns ausgetauscht und vernetzt. Nach einem gemeinsamen Mittagessen ging es dann ins Kulturzentrum Melina Mercouri für die gemeinsame Veranstaltung, auf der die Angehörigen zu Wort kamen.

Über Pavlos „Killah P.“ Fyssas

Pavlos Fyssas (1979 – 2013) wuchs im Arbeiterviertel Keratsini auf. Er rappte unter dem Künstlernamen „Killah P.“ und war Antifaschist. 2013 wurde er im Alter von 34 Jahren von einem Neonazi, der rechtsextremen Gruppe „Goldenen Morgenröte“ angehörte, ermordet. Seine Ermordung löste landesweite Massenproteste aus.

Austausch der Angehörigen

Am Samstag, den 4. November trafen wir uns am Vormittag mit den Familien, die aus verschiedenen Teilen Griechenlands, aus Deutschland und aus Italien angereist waren, am Gedenkstein für Pavlos in Keratsini.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen, bei dem wir uns intensiver miteinander austauschen konnten, fuhren wir gemeinsam zum Veranstaltungsort, wo alle Angehörigen auf dem Podium ihre Geschichten erzählen und von ihren Kämpfen berichten konnten.

Nach einer Einleitung von den Organisator*innen des Solidaritätsfilmfestivals, Pavlos‘ Mutter Magda Fyssas und einem Anwalt im Prozess gegen die „Goldene Morgenröte“ sprachen neben unserer Gründerin Serpil Temiz Unvar unter anderem:

  • Rosa Piro, Mutter von Davide „Dax“ Cesare, ein italienischer Antifaschist, der am 16. März 2003 in Mailand von zwei Rechten erstochen wurde
  • Stefania Zuccari, Mutter von Renato Biagetti, der am 28. August 2006 in Focene bei Rom von einem Faschisten ermordet wurde. Stefania Zuccari gründete mit anderen Müttern ein Mütterkomitee, das sich gegen Polizeigewalt und Faschismus einsetzt
  • Giannis Maggos, Vater von Vasilis Maggos, der 2020 in der griechischen Stadt Volos wegen den Folgen von Polizeigewalt auf einer Kundgebung getötet wurde
  • Dimitris Kousouris, Historiker und Überlebender eines Angriffs der „Goldenen Morgenröte“
  • Ein Lehrer von Alexandros Grigoropoulos, der als 15-jähriger Schüler im Jahr 2008 von der Polizei erschossen wurde
  • sowie weitere Angehörige und Überlebende von Anschlägen

Im Anschluss an die Reden hatten wir die Möglichkeit, uns zu vernetzen und Kontaktdaten auszutauschen.

Zusammenfassung

Den Geschichten der vielen Angehörigen zuzuhören und ihre Kämpfe für Gerechtigkeit kennenzulernen war sehr inspirierend und hat verdeutlicht, was viele Redner*innen auf dem Panel ebenfalls betont haben: Der Kampf gegen Rassismus, Faschismus und Polizeigewalt muss gemeinsam fortgesetzt werden und muss über Ländergrenzen hinausgehen. Wir müssen unsere Kämpfe verbinden – dafür müssen wir uns international organisieren und vernetzen.