Internationale Konferenz
Am 19. Februar 2020 fielen neun Menschen einem rechtsextremistischen Anschlag in Hanau zum Opfer. Hassverbrechen und Menschenfeindlichkeit ereignen sich aber nicht nur in Hanau, sondern überall auf der Welt. Die Bildungsinitiative Ferhat Unvar und das entstehende Haus für Demokratie und Vielfalt in Hanau veranstalteten am 23. November 2024 die internationale Konferenz „Gegen das Vergessen, für das Leben“ im Congress Park Hanau. Mit mehr als 200 Gästen aus über fünf verschiedenen Ländern widmete sich die ganztägige Veranstaltung den Herausforderungen, die Hasskriminalität und Menschenfeindlichkeit mit sich bringen und stellte Ansätze und Strategien zum Umgang mit ihren Folgen vor.
Die Konferenz schaffte einen geschützten und würdevollen Raum für Überlebende und Hinterbliebene von Hasskriminalität,
Menschenfeindlichkeit und Terror, in dem ihre Perspektiven und Erlebnisse
gehört und wertgeschätzt wurden.
Die Veranstaltung brachte ein Netzwerk hervor , das Hoffnung und Stärke über Landesgrenzen hinweg ausstrahlte und zeigte, dass wir den Kampf gegen Hassverbrechen, Menschenfeindlichkeit und Terror nur gemeinsam führen können.
Strategien der Prävention & Aufklärung
Ziel war es, nachhaltige Handlungsempfehlungen zu entwickeln, die international anwendbar sind und eine Zukunft schaffen, in der Menschen in Vielfalt und Respekt sicher und friedlich zusammenleben können.
Mit seiner Betroffenenperspektive als Überlebender des 7/7 Underground Bombing in London 2005 richtete er den Fokus der Konferenz sofort auf Betroffene von Hassverbrechen und schaffte damit eine wertvolle Einordnung der Veranstaltung.
Der Oberbürgermeister von Hanau und die Gründerin der Bildungsinitiative Ferhat Unvar sprachen mit Moderatorin Aisha Camara über die gemeinsam organisierte Konferenz und die Zusammenarbeit der Stadt mit der Bildungsinitiative.
Die Staatsministerin und Beauftragte der Bundesregierung für Antirassismus betonte die Relevanz der Arbeit, die in Hanau von Angehörigen seit dem Anschlag am 19. Februar 2020 geleistet wird. Sie legte Wert darauf, dass die internationale Vernetzung in dieser Form noch nicht stattgefunden hat, jedoch für den gemeinsamen Kampf gegen Hassverbrechen von unschätzbarem Wert ist.
Reiner Becker und Gamze Damat des Hessischen Demokratiezentrums thematisierten in einem Impulsvortrag ihre Forschungsergebnisse zu den rechtsterroristischen Anschlägen in Hanau und Halle mit besonderem Fokus auf den Folgen für Kommune, Zivilgesellschaft und Pädagogik.
Betroffene und Expert:innen sprachen im ersten Panel des Events über ihre Erfahrungen mit Hassverbrechen sowie den Umgang der Behörden mit den Geschehnissen, darunter Georges Salines, AFVT (Französische Vereinigung der Opfer des Terrorismus), Zamran Butt, Direktor des Utøya Bildungszentrums,
Espen Evjenth, Überlebender des Anschlags auf den queeren Pub in Oslo 2022 und Leiter der
Unterstützungsgruppe 25. Juni sowie Reginie Sunder Raj, OPRA, psychologische Beratung für Opfer rechtsextremer, rassistischer & antisemitischer Gewalt in Berlin.
Tore Bjørgo ist Gründungsdirektor des Zentrums für Extremismusforschung (C-Rex) an der Universität Oslo und teilte in seinem Vortrag seine Forschungsergebnisse zur Prävention von Hassverbrechen. Im Fokus stand ein ganzheitlichen Ansatz, der Behörden und Gesellschaft mit einbezieht.
Im Fokus des von Hannah Zimmermann moderierten Panels standen vor allem wissenschaftliche Perspektiven zur Prävention, darunter Tore Bjørgo, C-Rex, Ana Milošević, Forscherin zu Erinnerungsarbeit & Expertin der Extremismusprävention und -bekämpfung, Saraya Gomis, Mitglied im Expert:innenrat Antirassismus in Deutschland, Expertin zu antirassistischer Bildung und Antidiskriminierung, Zeynep Demir, wissenschaftliche Mitarbeiterin am DeZIM-Institut sowie Lisbeth Røyneland, Mutter von Synne; Opfer des Anschlags von Utøya, Leiterin der Utøya Unterstützungsgruppe.
Als Antirassismus-Aktivistin
und Leiterin des Komitees „Wahrheit und Gerechtigkeit für Adama" sprach Assa Traoré über den Verlust ihres Bruders, der 2016 in Frankreich unter dem Einsatz von Polizeigewalt verstarb. Mit der Génération Leaders hat sie eine Bewegung gegründet, in der junge Menschen als Anführer:innen von morgen ausgebildet werden. Wie in der Bildungsinitiative Ferhat Unvar liegt dabei der Fokus darauf, eine bessere Zukunft für junge Menschen zu schaffen, die sie maßgeblich selbst gestalten können. Ein hoffnungsvoller Ausblick für den Abschluss der internationalen Konferenz, die jedoch nur den Anfang der internationalen Zusammenarbeit von Betroffenen, Initiativen und Expert:innen darstellt.
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