utoya
Anti-Rassismus, Bildungsarbeit, International, Kooperationen

Die Bildungsinitiative vernetzt sich in Oslo

Posted on 14. August 2023 - By cettina  - 0 Comments

Das Team der Bildungsinitiative war im August in Oslo unterwegs, um sich mit anderen Betroffenen und Organisationen im Kontext von terroristischen Anschlägen zu vernetzen. 

In Oslo gab es drei große extremistische Anschläge: Am 22. Juli 2011 im Regierungsviertel Oslo und auf der Insel Utøya

Am 10. August 2019, der Angriff auf die Al-Noor Moschee

Am 25. Juni 2022, der Anschlag auf die London Bar (LGBTQ+). 

Bei dieser Vernetzungsreise lag der Fokus auf Betroffenen / Hinterbliebene und der daraus entstandenen Organisationen. 

C-REX Center

Das erste Treffen fand an der Universität Oslo statt. Wir haben uns mit dem Leiter des Zentrums für Extremismusforschung Prof. Tore Bjørgo getroffen. Zusammen mit einer Mitarbeiterin des gerade gestarteten Forschungsprojekts HATE CYCLE haben wir über unsere Arbeit gesprochen und uns ausgetauscht. Das Gespräch hat uns erste Einblicke über die Aufarbeitung von Anschlägen in Norwegen gegeben. Das Forschungszentrum arbeitet eng mit staatlichen Institutionen und Behörden zusammen und sorgt mit ihren Studien und Berichten dafür, dass Anschläge und andere Formen von Hasskriminalität auch intern aufgearbeitet werden. So bieten sie unter anderem auch Trainings für die Polizei an und haben Mentor:innen-Programme für Aussteiger:innen aus der Rechtsextremen Szene. 

Die Langzeitfolgen des Attentats vom 22. Juli wurden in einer Studie veröffentlicht.

Serpil Unvar und Tore Bjørgo im C-Rex-Center Oslo

Lernzentrum Utoya

Besonders beeindruckt waren wir von der Arbeit auf der Insel Utøya. Dort wurden 69 Menschen, größtenteils Kinder, durch einen Rechtsextremisten getötet. Nach dem Anschlag wurde auf der Insel ein Ort der Erinnerung, des Lernens und des demokratischen Zusammenhalts aufgebaut. Im engen Austausch mit den Überlebenden und den Angehörigen wurde ein Erinnerungsort geschaffen, der die Geschichten der Getöteten im Fokus hat. In dem auf der Insel angesiedelten Lernzentrum finden für Jugendliche Workshops zur politischen Bildung statt. Auch Lehrkräfte werden hier ausgebildet, da der Anschlag vom 22. Juli seit 2020 Bestandteil des norwegischen Lehrplans ist (Social Sciences). 

Auch für das Lernzentrum ist die Betroffenen-Perspektive ein wichtiger Bestandteil des pädagogischen Programms. 

Al-Noor Moschee und Stiftung des 10. August

Zum Jahrestag des Anschlags vom 10. August 2019 wurden wir in die Al-Noor Moschee eingeladen. Bei der Gedenkveranstaltung gab es unter anderem Reden der nach dem Anschlag gegründeten Stiftung 10. August, des Al-Noor Islamic Center und der pakistanischen Botschafterin. 

Mit der Geschäftsführerin der Stiftung, Lise Benedicte Grung haben wir uns ebenfalls getroffen. Mit dem neuen Bildungszentrum, das in den Räumlichkeiten der Moschee angesiedelt ist, werden ab diesem Jahr feste Bildungsangebote für Schulen angeboten. In den Räumen sind unter anderem Objekte ausgestellt, in denen die Einschusslöcher des Täters gezeigt werden, um die Gewalt sichtbar zu machen, die dort stattgefunden hat. Der Besuch der Moschee ist ein bewusst eingebauter Teil des Bildungsprogramms, um Berührungsängste und Vorurteile abzubauen. 

Gedenkveranstaltung in der Al-Noor-Moschee in Oslo

Unterstützungsgruppe des 22. Juli

Mit der Leiterin der norwegischen Unterstützungsgruppe des 22. Juli, Lisbeth Kristine Røyneland, haben wir uns ebenfalls getroffen. Die Gruppe hat sich direkt nach dem Anschlag gegründet und ehrenamtlich dafür gesorgt, dass bei den Überlebenden und Betroffenen die Hilfen ankommen, die sie tatsächlich benötigen. Es gibt in ganz Norwegen fünf Beratungsstellen, die dabei unterstützen, sowohl finanzielle als auch psychologische Unterstützung von der norwegischen Regierung zu erhalten. Seit diesem Jahr erhalten sie auch eine Förderung aus öffentlichen Mitteln, um Personal- und Mietkosten zu finanzieren. 

Eine Umfrage unter den Überlebenden und Angehörigen, die vor kurzem durchgeführt wurde hat ergeben, dass bei 30% der Betroffenen noch immer Unterstützungsbedarf vorhanden ist. 

Das Team der Bildungsinitiative mit der Leiterin der Unterstützungsgruppe des 22. Juli

Zusammenfassung

Die Treffen mit den unterschiedlichen Gruppen in Oslo und Utøya haben uns inspiriert und uns bestätigt, wie wichtig es ist, auch über Landesgrenzen hinweg zusammenzuarbeiten. Wir werden mit Oslo im Austausch bleiben und auch weiter voneinander lernen. 

Stronger Together